hallo tvr´ler,
sozusagen fast noch frisch aus goodwood zurück muss ich taimar voll
und ganz zustimmen: das ist die beste sache, die ich in all den (gut 30)
jahren aktiver teilnahme bei historischen (renn-)veranstaltungen erlebt habe,
besser: miterleben durfte.
denn das, was die briten da beim goodwood revival auf die beine stellen,
ist wohl weltweit einzigartig und nicht zu toppen.
dem earl sei dank, dass er mit dem erbe dieser wunderschönen alten
rennstrecke nicht den fehler gemacht hat, den viele andere
rennstrecken-betreiber mittlerweile und in naher zukunft sicherlich
spüren werden, indem sie ihre traditionsreichen kurse gnadenlos
dem profit opfern und ecclestone hinterherhecheln, indem sie alles
in einen sterilen, lieblosen und langweilig stereotypen , eben
austauschbaren beton-krampf ummodeln.
über 130.000 besucher aus aller welt (viele kommen nur für dieses
revival aus übersee eingeflogen) haben goodwood in diesem jahr
besucht und fast alle haben auch das lustige, schrille verkleidungsspiel
mitgemacht, denn wer in jeans und t-shirt an die strecke oder ins
fahrerlager will, muss sich als krasser aussenseiter und störenfried
vorkommen, weil auch die letzte ecke in dieser wunderschönen
rennstrecken-parklandschaft herausgeputzt wird und sich im
stil der zeit vor 1966 präsentiert, denn da wurde goodwood
seinerzeit geschlossen, besser gesagt, für die zeit nach dem jahre 2000 konserviert.
vorstart 50er jahre, streckensicherung mit aston matin db 4 und zagatower jeans anhat, fällt unzeitgemäß aufselbst die Queen kommt gerne nach goodwoodalles ist frisch getüncht, die zäune gestrichen, blumenbeete gepflanzt,
die betagten anlagen stehen da wie in ihren besten zeiten, und wenn
die alten motoren im vorstart brüllen, die weißen marshalls die
wagen vorschieben, der rennleiter die uralten zeittafeln hebt
und schließlich mit dem union jack die rennen freigibt, dann
ist die uhr zurückgedreht , die gänsehaut und freudenträne
unausweichlich.
klar, es ist ein riesenkarneval, aber so konsequent und begeistert
wie hier gibt es das weltweit garantiert nirgendwo.
nicht umsonst braucht sich der earl keine gedanken um zuschauerschwund
zu machen, im gegenteil, während am öden beton-ring die besucherzahlen
schrumpfen und nur mit billigen tricks und lügen schöngerechnet
werden, sind in goodwood die tickets nur im vorverkauf erhältlich
und selbstredend restlos ausverkauft.
während bei uns der pöbel die nordschleife mit farbe einsaut
und plattgetretene bierdosenberge als wochenend-leistungsnachweis
hinterlässt, wird man in goodwood mit pik-sauberer kurpark-idylle ummantelt.
blumenbeet statt fangzäune, alles im festlichen gewand, grid gilrls im 60er jahre picadilly mini
die organisation dieses super-festes des motorsports ist gigantisch,
und das beste ist, jeder besucher ist aktiver teil in diesem spektakel.
ganz schlimm ist, dass man das, was man in diesen tagen dort
erleben konnte, weder mit worten noch mit bildern vermitteln kann,
deshalb will ich auch gar nicht erst anfangen von den fahrzeugen zu
sprechen, die in diesem jahr aus der ganzen welt im fahrerlager
zusammengebracht wurden, gar nicht von den parkplätzen rund
um die strecke, wo tausende von raritäten sich in diesen tagen
versammelten, von den eingeflogenen flugzeug-antquitäten
im innern des kurses, den musikgruppen, den kleinkünstlern...........
.........stopp, hat keinen zweck.
für eine meiner sperrholz seifenkisten war die einladung zum
goodwood-rennen sicherlich die krönung, für mich selbstredend
auch, schließlich findet man nicht alle tage einen brief im
postkasten, der einen zur teilnahme beim revival einläd, denn
in goodwood kann man nicht nennen, man wird geladen,
sofern man etwas mit goodwood-historie beisteuern kann,
und derjenige darf dann diese tage in saus und braus zum nulltarif
leben und selbstredend rennen fahren, und zwar in bester gesellschaft,
denn etliche alte goodwood-hasen mit sehr klangvollen namen
lassen hier die schwarte ordentlich krachen.
vorstart, perfekte organisation , marcos lief tadellos auf seinen betagten sockendie berühmte schikane, gott sei dank nur styropor im "brick-outfit"weil der marcos-fastback (glücklicherweise) weltweit der einzig
in renntauglichkeit überlebende dieser nur 18mal gebauten spezies ist
und in goodwood 1965 ein noch unbekannter fahrer namens derek bell
damit erste meriten einfuhr, haben die organisatoren dank ihrer wohl sehr
gut sortierten unterlagen meine adresse irgendwo gefunden.
welch ein glück, denn ich hätte nie daran gedacht, dort mal vorzufühlen.
leider kam die einladung erst kurz zwei wochen vor der
veranstaltung, somit blieb nicht viel zeit für umfangreiche vorbereitungen,
der marcos hatte seit 2006 eigentlich eingemottet gestanden, also nur alle
öle gewechselt und den staub von drei jahren abgewischt und alle
aufkleber abgeknibbelt, denn beim revival müssen die fahrzeuge wie "in period"
auftreten. die dunlop-racing von 1999 zwar knochenhart, aber noch gut
im profil, goodwood hat wenig kurven, dafür aber ultraschnelle.
probefahrt ums dorf, alles bestens.
rennlizenz auch abgelaufen, lob an den dmsb, lag einen tag vor der abreise
im briefkasten.
fähre buchen , quartier ordern, nur mit beziehungen geschaftt, denn im
umkreis von 50 meilen ist schon monate vorher alles ratzeputz ausgebucht.
in goodwood angekommen, ist alles bestens präpariert, jeder wagen hat
seinen überdachten stellplatz, mit namensschild und ausreichend platz,
kein leidiges gerangel und gezanke um stellfläche wie am ring.
jeder hat seinen platz, motto: viele verschiedene marken mit renngeschichte aus
der zeit bis 1966wer früh kommt, kann noch ein wenig nachpolierenrund 20 verschiedenenläufe werden an diesem wochenende ausgefahren,
ein kennenlernen der strecke nur per pedes möglich, da bin ich als
goodwood-greenhorn auf den gut gehärteten pneus schon zufrieden,
im training einen platz im guten mittelfeld einzufahren,
denn die linie zwischen schnell und abflug ins grün ist
verdammt schmal auf diesem schnellen kurs .
das rennen in der fordwater trophy (benannt nach der schnellsten kurve
in goodwood) hat übrigens ein bravourös gefahrener
TVR GRANTURA gewonnen, vor einem austin haeley 3000, weil der in der letzten kurve
des rennens vor der bekannten schikane (die glücklicherweide nur aus styropor ist)
zu exzessiv die rasenfläche unter die reifen nahm.
Fazit:
nach dem, was wir in goodwood erlebt haben, die freundlichkeit und
hilfsbereitschaft bei der papierabnahme (sogar mit sektglas) ebenso
wie bei der technischen abnahme (mit eigenhändigem anpacken der
kommissare und keine nörgelig griesgrämigen muffelköppe mit den
stoisch nach unten gezogenen mundwinkeln ,nach dem motto: nerv
mich bloß nicht---- das ist nämlich fast typischer hierzulande-standard) , das, was
wir an jeder stelle aufgesaugt haben, beim publikum, beim dargebotenen um,
in und auf der rennstrecke, beim gesamten ambiente und flair,
das ist das, was hängenbleibt, erinnerung bleibt.
kleinkünstler mit ihren ironischen darbietungen, hier bestimmt "eat-art"leider: denn im kontrast dazu empfindet man nun umso krasser die defizite
und schlimme entwicklung insbesondere des oldtimer gp´s am ring ,
die einstige parade -veranstaltung hierzulande, mittlerweile völlig
lieblos inszeniert , einfallslos und ...entschuldigung: wie vor´s gut zahlende
volk hingekotzt.
schade!!
with best regards
(god is not in heaven, he is at goodwood)
klaus