TVR Forum

Hallo zusammen,

Ich habe einen Chimaera, Bj. 1998, 60Tkm im Visier. Da ich bisher hauptsächlich mit hochdrehenden Hondas (dem schnellsten der Marke) zu tun hatte, habe ich natürlich hohe Ansprüche an die Zuverlässigkeit. Wie sieht es mit Sachen, die schon hätten gemacht werden müssen, zu prüfen sind und in Zukunft anfallen werden, aus?

Grüsse
Thomas

Hallo Thomas,

als erstes möchte ich dir den Link zur Homepage von unserem Freund Rainer ans Herz legen:

http://chimaera500.oyla14.de

Dort findest du einige, auch hilfreiche Tipps und Tricks zur Technik.

Was dem ganzen ehrlich gesagt im Wege stehen könnte, ist dein hoher Anspruch auf Zuverlässigkeit. TVRs sind keine schlechten Autos - um Gottes Willen - aber an die (technische) Qualität eines NSX kommen die Chimaeras leider nicht ran. Ein Chimaera ist ein Auto, an dem es immer was zu verbessern gibt und an dem man auch ein wenig Eigenentwicklung investieren kann.
Aber um die Frage zu klären, was denn alles gemacht werden sollte, bevor man das Auto in Empfang nimmt: Den Rahmen auf Rost prüfen (auch im Motorraum, ganz gut einsehbar im Bereich der Fahrgestellnummer), speziell die Outriggers (Rahmenausleger, die man im forderen Radkasten in Fahrtrichtung nach hinten sehen kann). Sollten diese schon durchgerostet sein, Finger weg, denn dann muss der ganze Rahmen bearbeitet werden, was soviel heisst wie frame-off-Restauration.
Die Kupplung sollte noch gut in Schuss sein, also am Besten bei einer Probefahrt feststellen. Auch dabei einen Blick an das Pedalgestänge im Fussraum werfen, ob der Kupplungsgeberzylinder undicht ist und wenn nicht, nachsehen, ob vor kurzem ein neuer verbaut worden ist, damit man abschätzen kann, wann ein neuer rein muss.
Wichtig ist auch die komplette Elektrik. Funktioniert alles, wie Beleuchtungseinheit, Radio, Alarmanlage?
Bei der Maschine einfach mal den Öleinfullstutzen öffen und sich das Öl ansehen. Ist es einigermaßen frisch? Klebt in diesem Bereich und an der Verschlusskappe kein Wasser-Ölgemisch, welches auf eine defekte Kopfdichtung hinweist?
Ist der Motor/Differential/Getriebe von unten einigermaßen trocken?
Ist das Verdeck noch in Ordnung, also nicht verschlissen?
Sollte das Fahrzeug Servolenkung haben, auch unbedingt nach dieser schauen, ob Undichtigkeiten vorhanden sind. Denn ist diese wirklich mal defekt, wirds teuer! Eines der wenigen Teile, die selten auf dem Markt sind.
Desweiteren solltest du darauf achten, dass der Öldruck von Anfang an da ist und auch einigermaßen mitgeht (d.h. so 15p.s.i. Differenz zwischen Leerlaufdrehzahl und Volllast im warmen Zustand).
So, dass waren die spontanen Dinge, die mir eingefallen sind. Wenn jemand noch was hinzuzufügen hat, nur zu. Kann ja immer mal was vergessen haben.

Wie ich aber oben schon sagte, du musst dich bei einem TVR mehr kümmern als bei einem Honda. Doch er wird dir mit Sicherheit, bei regelmäßiger Pflege und Wartung, viel Freude bereiten!

Grüße

Christian

Hallo Christian,

Vielen Dank für Deine Antwort und den Link.

Ich habe ehrlich gesagt nicht erwartet, dass ein TVR so zuverlässig ist wie ein Honda, aber letzterer macht nach 17 Jahren auch mal Zicken, völlig normal, bis auf die sündhaft überteuerten Ersatzteilpreise. Aufgrund letzterer bin ich mir einiges gewohnt. Aber zum Glück mache ich alles selbst und habe eine günstige Bezugsquelle.

Zurück zum TVR. Wie sieht es mit der Zuverlässigkeit des Motors aus? Getriebe? Radaufhängungen und Bremsen? Wie lange hält i.d.R. eine Kupplung (ich weiss, ist abhängig vom Fahrer)? Sonstige Schwachstellen, die schnell wirklich teuer sind (wenn es mal EUR 300 kostet, ist das kein Problem)?

Ist es ein grosser Aufwand, die Kupplung oder den Motor in Eigenregie auszubauen? Beim NSX haben wir alles schon hinter uns und es kostet auch eine Menge Zeit.

Vielen Dank.

Grüsse
Thomas

Hallo Thomas,

also das ist schonmal sehr gut, dass du Selbstschrauber bist. Ich behaupte auch einfach mal, dass die Technik an einem Chim 500 "einfacher" ist als die eines NSX. Die Ersatzteilpreise liegen ein wenig unter den des NSX (weiss das aus Zufall, weil mein ehemaliger Chef einen NSX hat).

Die Motoren sind, wenn pfleglich behandelt und warmgefahren, auch für über 150.000km gut. Würde ich sagen, aber soweit bin ich noch nicht mit der Materie vorrangeschritten, dass ich das beurteilen könnte. Getriebe ist, bei deinem (Wunschmodell) dürfte es wie bei meinem auch, ein Borg-Warner T5 sein, welches auch in Autos verbaut wird, die noch einiges mehr an Power auf die Strasse bringen. Von daher ist es standhaft. Die Bremsen würde ich gegen Willwod oder AP-Tuscan Bremsen tauschen, da die Original-Sierra Bremse nicht so der Knaller ist. Das Fahrwerk ist jetzt keine Schwachstelle, allerdings würde ich dort auch Bielsteindämpfer und Eibachfedern einsetzen (wie bei mir) oder direkt ein GAZ Gewinde-Fahrwerk. Gerade im Angebot bei www.acs-pro.de.
Mein Chim hat, glaube ich, noch die erste Kupplung drin und die Laufleistung beträgt ca. 53000Meilen.

Schwierige oder wirklich seltene Ersatzteile sind, die mir spontan einfallen: wie gesagt, Servolenkung (fast unmöglich, speziell LHD), Frontscheiben (gerade sind wieder welche am Markt) und alles, was Karosserie angeht. Kotflügel, Heck, Front etc. sind nicht mehr verfügbar und wenn doch, sehr sehr teuer.

Also die Technik an dem Fahrzeug ist teilweise etwas eng angeordnet, aber alles doch sehr gut zu erreichen. Der Motor und das Getriebe sind recht gut auszubauen. Ein Freund aus dem Forum erzählte mir, dass das sein Mechaniker innerhalb von einer halben Stunde geschafft hätte. Wohlgemerkt vom unangetasteten Auto bis zur ausgebauten Motor/Getriebe-Einheit. Ob man jetzt das Getriebe einzeln so gut demontiert bekommt, weiss ich nicht, denn ich habe jetzt nicht den Gitterrohrrahmen vor Auge und weiss nicht, ob das Getriebe dadurch passt. Gehe aber mal davon aus, dass das funktioniert.


Bei Fragen fragen

Grüße

Ich denke, dass ich vom anvisierten Kaufobjekt auf jeden Fall eine Motorenölanalyse machen lassen würde und das Auto von einem der rar gesähten Spezialisten durchsehen lassen würde, BEVOR ich den Wagen kaufen würde, sofern der Verkäufer mitspielt. Wenn nicht, dann lasse ich es sein.

Servo und Klima hat er offenbar nicht, auch gut, dann kann nichts kaputt gehen. Gross verfeinern würde ich den Wagen eh nicht, sondern stock lassen, allenfalls Sachen verbessern, die der Zuverlässigkeit dienen. Gehe ich richtig in der Annahme, dass, wenn der Wagen schon 10 Jahre alt ist, die meisten Marotten vom Vorbesitzer ausgemerzt wurden? Oder muss ich immer und jederzeit mit irgendetwas rechnen? Ich habe auf einem engl. Forum gelesen, dass einer der Wagen gar nicht gefahren hat, weil er nicht garantiert bekam, dass er wieder nach Hause komme, und zwar ohne Abschleppseil.

Denke, dass, wenn du auch selber schraubst, du die meisten Dinge am Wagen erkennst. Wenn dir was spanisch oder englisch vorkommt, dann frage einen Spezialisten.

Ob die Marotten aus dem Wagen ausgemerzt sind, kannst du eigentlich nur über Rechnungen, die allesamt dabei sein sollten (sowie Scheckheft), ersehen. Wenn keine Rechnungen vorhanden sein sollten oder die Aussage im Raum steht, dass der Besitzer einen kennt, der das für ihn gemacht hat, aber trotz alle dem keine Belege vorhanden sind, die zumindest E-Teile auflisten, würde ich vorsichtig sein.

Aber ich wundere mich, warum kein anderer hier aus dem Forum bis jetzt was dazu geschrieben hat Denn ich habe meinen Wagen erst ein knappes halbes Jahr und bin noch nicht DER Experte für den Wagen, obwohl ich in letzter Zeit wirklich viel dazugelernt habe. Was ich dir noch ans Herz legen kann, ist einen Stammtisch zu besuchen und dort die Leute zu fragen - es wird jeder Neuling gerne mit offenen Armen empfangen. Habs ja auch so gemacht und habe nette Leute kennengelernt.

Hallo Christian,

die spärliche Resonanz liegt wohl daran, daß Thomas von einer der zuverlässigsten Marken, wenn nicht sogar die zuverlässigste Marke überhaupt, auf eine der unzuverlässigsten Marken umsteigen möchte...

Bin im früheren Leben auch mal diverse Honda CRX Modelle gefahren, die Kisten brauchen kein Öl, die sind überall dicht, da klappert und knarzt nichts, die Fahrzeuge sind einfach nur perfekt verarbeitet. Selbst deutsche Premiummarken kann man dagegen total vergessen.

Von daher wird wohl keiner der anderen sich aus dem Fenster lehnen wollen und Thomas ernsthaft zu einem TVR raten, das bringt wohl auch Thomas nichts, da wird er nicht glücklich werden.

In seiner ersten Anfrage schreibt Thomas von hohen Ansprüchen an die Zuverlässigkeit, das schließt TVR-fahren nahezu aus. Man muß wirklich immer und jederzeit mit irgendetwas rechnen.

Mit meinem 350i bin ich in den Anfangsjahren jedes Jahr ein- bis zweimal liegengeblieben und mußte von einem Kumpel abgeschleppt werden. Vor vier Jahren hab ich dann besagtem Kumpel den Autotransportanhänger abgekauft, damit ich ihn nicht immer belästigen muß.

Und genau seit ich den Hänger habe, bin ich kein einziges Mal mehr mit dem Keil liegengeblieben. So kanns laufen...

Viele Grüße

Wolfgang Faller

Na dann will ich doch auch mal ein wenig von meinem Senf dazu tun Ein wichtiger Aspekt ist neben dem kleinen aber feinen Unterschied bei der Zuverlässigkeit meiner Meinung nach die Charakteristik des Autos. Ein hochdrehender Vierzylinder mit Schub erst ab 4-5000/min ist der krasse Gegensatz zum Rover V8. Wer also Spaß an Drehzahlorgien hat und das gemütliche Cruisen mit Kraft zum Sprint aus dem Drehzahlkeller nicht mag wird nicht glücklich werden mit einem Chimaera. Ich kenne es nur andersrum, wenn ich mal Autos fahre, die untenrum keinen Bums haben und erst in Wallung kommen wenns Richtung rotem Bereich geht dann hab ich damit keine Freude.
Der Rover V8 und auch die Getriebe, egal ob T5 oder LT77, sind bei guter Behandlung robust und langlebig. Ersatzteilpreise sind absolut ok und mal abgesehen von Spezialteilen, die ja schon benannt wurden, auch recht problemlos zu beschaffen. Antriebseinheit in einer halben Stunde ausbauen halte ich für ein Märchen. Wer sich ein wenig mit Schrauben auskennt und mal einen Blick in den engen Motorraum wirft wird das schnell bestätigen. Meines Wissens nach geht das Getriebe übrigens nicht nach unten raus, muss also mit Motor zusammen nach vorn oben raus.
Wer einem Chimaera oder auch jedem anderen TVR seine Macken verzeiht, sich gern auch mal schwarze Finger holt beim Schrauben und bulliges Drehmoment verbunden mit genialem V8-Sound mag, wird mehr als glücklich werden. In allen anderen Fällen sollte man sich das gut überlegen.

Gruß
Axel

Hallo Thomas,
wenn möglich würde ich versuchen es herauszubekommen, wie der/die Vorbesitzer das Auto behandelt haben. Laß den Besitzer bei einer Probefahrt selbst die ersten km fahren. Wenn er sich reinsetzt und sofort Stoff gibt: Finger weg! Die RV8 mögen es überhaupt nicht, wenn sie geprügelt werden bevor sie warm sind. Besonders die Nockenwelle kann darunter leiden. Die ist dann auch gern schon mal nach 50TKM rund.
Die ersten 20 oder 30 km drehe ich nie über 3000 Touren. Bewegt sich ein NSX bei so niedrigen Drehzahlen überhaupt schon?
Gruß
Bernd

@Bernd....lass das den Eckhard nicht hören mit den niedrigen Drehzahlen, es gibt da auch ganz andere Meinungen wann was und warum Schaden nimmt